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Meine Oma mochte Wegekreuze! Der Weg zu ihr führt dran vorbei!

Kurzgeschichte

Meine einzigartige Oma

Meine Oma liebte Efeu, Knoblauch, Malven, ihre Kinder, Enkelkinder und Wegekreuze. Die Kreuze wegen der Heiligkeit, Efeu wegen der Vögelchen und Stockrosen wegen der Ritterorden. Sie hatte fünf Kinder, die ihr eine große Himmelsschar von Enkelkindern brachten. Ich bin das zweitgeborene Engelchen ihres ersten Stammhalters.
Meine Oma war für mich immer uralt und sehr, sehr dick. Sie war eine mächtige und selbstbewußte Frau mit Befehlsgewalt. Noch vor einigen Jahren hatte sie Herrschaft über eine große Familie, zahlreiches Gesinde, Gebäude und Land. Alles folgte ihren Anweisungen, Schnörkel kannte sie nicht.

Ich fühlte mich sehr unwohl, sprach sie meinen Vater mit Necknamen an. Das war für mich kein Spaß! Wo war jetzt mein Platz zwischen Oma und Papa?  Sie entzauberte meinen Vater, mein Vater war nur noch Sohn! Die uralte Mutter pochte auf ihn, auf ihr Erstrecht!
Trotzdem fand ich meine Oma toll, ließ sie mich doch so sein, wie ich war. Nahm sie ihr kleines, klappriges Enkelkind mal in den Arm, versank es im geliebten Fleischberg. Köstlicher Hefeduft machte sich breit und vermischte sich mit dem stets gegenwärtigen Kölnisch Wasser. In solchen Situationen konnte ich ihr alles sagen, sie war ganz Ohr. Bis auf den heutigen Tag bin ich mir sicher, nie hat meine Oma mich verpetzt!

Meine Oma hat mir oft sehr leid getan. So viele Pfunde um ein zartes Knochengerüst herumgewickelt. Dass das so möglich war, für mich ein sehr großes Wunder. Ihr entfesselter, riesiger Bauch und erst ihre Brüste! Unter allem hätte ich gut Platz gefunden. Wie hat sich das kleine Mädchen davor gefürchtet, zu so einer Frau herwachsen zu müssen! Drohte meine Mutter mir doch oft damit! Wie es auch war, meine Oma war für mich ein ganz besonderer Mensch. Sie wurde immer wieder ganz schnell zu  meiner lieben, lieben Oma!

Am besten fand ich sie, wenn sie sich geschickt zwischen ihren gepflegten Gemüsebeeten bewegte und dabei etwas von einer jungen Frau bekam. Geschwind pflückte sie die Rapunzeln, um sie dann in angeschlagene Sahne zu versenken. Wenn ich nur an ihre leckeren Hühnchen denke! Alles in Sahnesoße mit Champinons! Oder an ihren unvergleichbaren Bienenstich. Nur mit Sahne! Für all das liebte ich sie doch!

Zuletzt ging für sie vieles nur mit Stock. Das alles hat mir sehr weh getan. Konnte ich ihr doch nur mit Gebeten beistehen. Ein Wegekreuz fand sich dazu in Hausnähe. Ich glaube, sie hat mich bei meinem frommen Bemühen stets beobachtet. Gut, dass sie nicht wusste, es war die dicke Spinne, die zwischen den Plastikblumen lebte, und mich wie magisch anzog!

Jetzt treffen wir uns in der gemeinsamen Liebe für Wegekreuze. Stehen sie doch an besonderem Ort, viele schöne Gedanken halten sich hier fest. Bestimmt hängt davon von meiner Oma einiges im Efeu. Das ist meine kindliche Überzeugung! Schade, dass sie so humorlos war!