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„Alle Frauen gemeinsam sollten Blumen auf das Grab von Aphra Behns Grab regnen lassen …“

… denn Behn habe ihnen „das Recht erworben, zu sagen, was sie denken.“

Zitat von Virginia Woolf aus ‚A Room of One’s Own‘ (1928)

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Geschichten von Würdigung

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Herzlichen Glückwunsch

zum Geburtstag von Aphra Behn

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geboren am 10. Juli (?) 1640 und gestorben am 16. April 1689

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Aphra Behn war mutig. In einer unsicheren Lebenszeit wenig sicherheitsgeil oder kniefällig, auf gar keinen Fall devot. So darf man sich ihren Charakter vorstellen. Und ihr Aussehen? Sie war (wohl) von zarter Statur, ihre Augen ausdrucksstark, ihr Blick selbstsicher. Ihre Stimme kann man sich warm, aber auf deutlicher Charakter-Klaviatur vorstellen. Sie wusste wohl von ihrer Schönheit. Sie, die stolze Frau, tat wie es die Mode forderte und gab ihre kleinen Brüste den Blicken frech frei. Hier offenbarte sich aphroditische Schönheit!

Wie lief ihr Leben? Nach kurzer Ehe entschied sie sich für ein eigenverantwortetes, freies Leben, das sie auch nicht vor anderen verbarg. Sie schrieb ja darüber.

Nach desaströsen, finanziellen Erfahrungen gab sie sich selber kein Knock Out oder suchte die Obhut eines reichen Mannes auf. Nein, sie wählte den holprigen Weg in die finanzielle Unabhängigkeit. Zuerst ging’s aber ab in den Schuldturm. Ihre Schulden konnte sie ja nicht nach nicht bezahlter, fragwürdiger Spionagetätigkeit begleichen.

Wie ging es dann weiter? Aphra Behn wurde eine Berühmtheit und Bestsellerautorin. Mit ‚Oroonoko oder Der königliche Sklave. Eine wahre Geschichte“ (1688) gelang ihr der erste realistische Roman. Die Hauptfigur ist ein edler Wilder, der Handlungsablauf hochdramatisch und phantasievoll. Hier wird nicht romantisch oder heroisch erzählt, sondern mit realistischer Erzähltechnik!

Mit ‚Oroonoko‘ trug Behn maßgeblich zur Entwicklung des neuzeitlichen Romans bei. Mit großer Wirkung beeinflusste bzw. unterstützte die Autorin so die Anti-Sklaverei-Bewegung.

Betrachtet man das Gesamtwerk von Aphra Behn, werden weder gesellschaftlich wichtige Themen noch Sachverhalte verschleiert. Im Gegenteil, sie legt sie bloß: Frauen tricksen und täuschen Männer, ja, darauf sind sie angewiesen. Wirtschaftliche Interessen bestimmen das Verhältnis zwischen den Geschlechtern, ja, man muss verhandeln, will man nicht auffliegen. Dann die sexuelle Doppelmoral, die guten Sitten, alles wurden von ihr gekonnt zerlegt. In dieser Frau offenbarte sich ein zeitloses Wertesystem gebündelt und trat selbstversichert nach außen.

Aphra Behn hat damit auch stark polarisiert. Sie wurde aber auch gefeiert und hat Generationen von Schriftstellern beeinflusst. Dann wurde sie vergessen, bis Virginia Woolf kam. Aphra Behn wurde von ihr wiederentdeckt und taucht ab dann in der Literaturgeschichte wieder auf.

Man kann sich nicht genug über diese in vielerlei Beziehung unabhängige Frau wundern. Was sie doch intellektuell geleistet, und wie sie ihr Frausein wenig schambesetzt ausgelebt hat!

Wie geht das alles zusammen? Alles was man so zum Leben braucht, das was vielleicht so zwischen Disziplin und Freiheit liegen mag, ist in uns bereits angelegt, manches davon kommt nach oben, um sich dann individuell auszubilden. Wir werden lebenslang von unserem Bewusstsein getragen, sind von unserer Bedürfnisstruktur abhängig, beides steuert uns.

Vieles davon hat bei dem Menschen Aphra Behn Glück gehabt, konnte nach oben kommen, konnte sich entfalten, konnte und wollte leben bei dieser klugen und mutigen Kämpferin.

War sie nun ihrer Zeit voraus? Diese Frage kann man nach den o.g. Überlegungen doch nun getrost mit Nein beantworten.  Dieser sich hier offenbarende Geist ist zeitlos!

Wir wollen alle glücklich sein und ernst genommen werden. Aphra Behn, ein gebildeter Menschenfreund, konnte aus Fehlern lernen und dann ihrem Handeln einen anderen Kick geben. Danach stand sie auf einer weiteren Lebens-Plattform. Sie konnte mit sich selber wohl gut umgehen, ihre eigenen Ziele und Verhaltensweisen einer Prüfung vor Entscheidungsfindung unterziehen. Dabei vermischte sie weder Ursache noch Wirkung, beides hielt sie auseinander getrennt.

So tat Aphra Behn. Sie wollte ihren weiblichen Zeitgenossen ein Beispiel sein, sie wollte glaubhaft und mutig für andere dastehen. Besonders für ihre erniedrigten und klein gehaltenen Geschlechtsgenossinnen, die doch wie Eigentum gehalten wurden. Aber auch für die Freiheit von Sklaven, die nur Handelsware waren, setzte sie sich ein. Hier, in einem mutigen Leben zeigt sich zeitloses, politisches Denken!

Falls das nicht schon lange so sein sollte, Aphra Behn gebührt ein sicherer Ehrenplatz in unserer individuellen Galerie besonders starker Vorbild-Menschen!

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Na denn man tau!

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Hören

Odaline de la Martinez (Komponist): ‚Imoinda‘ und ‚‘The Crossing‘

(Inspiriert von ‚Oronooko‘ zu einer Operntrilogie)