(Detailansicht einer Schnitger Orgel (1710), Reformierte Kirche in Weener)
Geschichten von Vorfreude
Beides gehört zusammen:
Darum viel über
Motivation und den
500 Jahre alten Arp Schnitger
1. Über Motivation
Wie sähe bloß unsere Welt, unser Leben aus, wären wir in der Endlosschleife der Glückseligkeit gefangen. Was wäre mit unserem Bewusstsein, was mit unseren Lebenszielen? Sicher, wir wären gut aufgehoben in Arkadien, dem Land, wo Milch und Honig fließen. Wir aber bar jeder Aufgaben, bis auf eine, die heißt: Ihr müsst glücklich sein!
Aber was ist, wenn sich unser Handeln nach Beweggründen sehnt? Dann können wir nur unsere Füsse in die Hände nehmen, um aus Arkadien ganz schnell zu verschwinden! Wir wissen nämlich, Milch ist weder was für Kinder noch Erwachsene!
Was versteht man unter Motivation?
Unter Motivation versteht man die Gesamtheit aller Beweggründe (Motive), die uns handlungsbereit machen. Motivation ist das auf emotionaler und neuronaler Aktivität beruhende Streben eines Menschen nach seinen Zielen im Leben.
Die Lernspychologie unterscheidet zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation. Beide Arten schließen sich zwangsläufig nicht aus. Jeder Mensch macht bestimmte Dinge um ihrer selbst willen, er macht sie einfach gerne. Aber er hat auch sinnvolles Verlangen nach angemessener Bezahlung (extrinsische Motive). Er will auch Erfolg oder Macht. All das können wichtige Beweggründe unseres Handelns sein.
2. Arp Schnitger, der Unternehmer
Dieses Jahr feiern wir den 500sten Geburtstag von Arp Schnitger (1648 – 1719). Wer war Arp Schnitger? Arp kam aus einer angesehenen Familie von Tischlern. Zum Orgelbauer wurde er ausgebildet von einem Verwandten, dem bedeutenden Orgelbauer Berendt.
Schnitger wurde einer der berühmtesten Orgelbauer (Barockorgel) seiner Zeit. Zwischen Groningen und Berlin hatte er einige Werkstätten, in ihnen soll er über 100 Orgelneubauten geschaffen haben.
Etwa 30 Orgeln sind in ihrer Grundsubstanz noch erhalten. Das ist alleine der Armut Frieslands zu verdanken. Den kleinen Kirchengemeinden fehlte einfach Geld, um sich im Laufe der Jahrhunderte neue Orgeln zu kaufen. Die Gemeinden waren so arm, dass sie sich nicht einmal einen Umbau leisten konnten!
Welch großes Glück doch für uns! Im Sommer 2019 feiern wir seinen 500sten Geburtstag und können Orgelmusik auf originalen Instrumenten hören.
Man muss großen Respekt vor dem Menschen und Orgelbauer Arp Schnitger haben, vergegenwärtigen wir uns doch einmal die Zeit, in der er lebte.
3. Der Mensch Arp Schnitger
Zu Arp Schnitgers Lebenszeit zeigten sich überall wirtschaftliche und soziale Verheerungen infolge des Dreißigjährigen Krieges. Überall unvorstellbar großes Elend und Bedrohung durch entwurzelte und umherirrende Menschen. (Nach Expertenmeinung sollen diese übermächtigen Erfahrungen eines Kriegstraumas im kollektiven deutschen Gedächtnis noch verankert sein!)
In dieser Zeit baute Arp Schnitger Orgeln. Die Götteshäuser waren klein, daneben stand das Glockenhaus, beide Gebäude aus Backsteinen, alles auf unsicherem Grund. Alles in großer Schlichtheit und von beeindruckender Schönheit. Überall hatten die Menschen eine gewaltige Sehnsucht nach normalem Leben. Sie wollten alles so schnell wie möglich wieder vertraut haben, sie verlangten nach Musik.
Hier der Meister Arp Schnitger selber:
„1. habe ich nie viel verlangt, sondern den Kirchen, wenn sie keine ausreichenden Mittel besaßen, zur Ehre Gottes die Orgeln für den halben Preis gebaut; 2. da ich durch meine Tätigkeit einen guten Namen bekam, berief man mich oft auf große Entfernungen, was viele Unkosten verursachte; das übrige Hin- und Herziehen ist mir bei weitem nicht bezahlt worden; 3. durch meine vielfachen Geschäfte an verschiedenen Orten hatte ich viele Gesellen nötig; ich selber konnte immer nur an einem Ort zugegen sein, was zur Folge hatte, daß die meisten Gesellen nur ihren eigenen Vorteil suchten. Schließlich gab es noch während der langen Zeit bis zum Fertigwerden eines großen Werkes teure Zeiten, so daß ich das, was ich an dem einen Werk verdient hatte, bei dem nächsten wieder eingebüßt habe.” (Bericht von Siwert Meijer)
4. Vorfreude auf den Sommer
Wir danken Arp Schnitger. Friesland, es hat die weltweit größte Dichte an historischen Orgeln! Und wir, wir genießen das Jahr 2019 mit herausragenden Orgelkonzerten auf originalen Schnitgerorgeln mit namhaften Musikern aus aller Welt.
Welch’ großes Glück, welch’ grandiose Erlebnisse erwarten uns.
5. Abschluss mit Rückblick
Lange ist es her! Aber was hat der bedeutendste Komponist, Kantor, Orgel- und Cembalovirtuose des Barocks, Johann Sebastian Bach, gemacht? Der große Meister hat sich von Thüringen auf die Reise in den Norden begeben, wollte er doch einmal den grandiosen Klang einer Schnitger-Orgel hören und das Instrument bespielen.
Und dann gab es noch einen anderen außergewöhnlichen Menschen, der – wie Arp Schnitger – ein ausgebildeter Tischler war. Es war Peter der Große, Zar und Großfürst von Russland, der erste Kaiser des Russischen Reichs. Er war so angetan von Schnitgers Arbeit, dass er für sich selber eine Schnitger Orgel (1691) erwarb. Wie genau und sicher mag er das Handwerk von Arp Schnitger eingeschätzt und bewundert haben! Aber wie erst die Musik auf der Königin der Instrumente!
Unser Leben: “Ohne Musik wär’ alles nichts.” ( Mozart)