Zitat von Georges Joseph Christian Simenon
Geschichten von einmaligen Lebenstagen
George Simenon
Geboren am 12. Februar 1903 in Lüttich,
gestorben am 4. September 1989 in Lausanne
Er würde vielleicht mit Glanz und Glorie durchfallen. Davon kann man doch ausgehen: Ein Mann mit Hut, einen kleinen Bauch unter dem Anzug und einer Fliege um den Hals! Dann raucht er Pfeife, auf der Nase sitzt eine schwarze Brille. All das kennt man von Vätern. All das haben Väter!
Wie würde es den Töchtern ergehen, würden sie auf so eine Person stoßen. Säßen sie in einem belgischen Straßencafé, würde dieser Mann vorbeidefilieren oder aus einem Sportwagen steigen?
Ja, wie würde es den jungen Frauen ergehen, den selbstversicherten, schönen Frauen? Dieser Mann von Vatertyp würde bei ihnen doch mit Sang und Klang durchfallen!
Aber was würde mit ihnen passieren, lesen sie etwas von ihm? Einen seiner Romane oder eine Kurzgeschichte, einen Krimi? Sie wären begeistert! So atmosphärisch, so dicht schreibt Simenon. Sehr gute Lyrik ist das, bar jeder gewollten literarischen Finesse. Man ist verzaubert und muss in einem Rutsch das, was man liest, zu Ende bringen.
Und wenn man sich erst seine dicke Biografie antut. Dann beginnt man etwas von diesem ungewöhnlichen Menschen zu verstehen. Von seinen literarischen Anfängen, seiner Mutterbindung, seinen Frauengeschichten, von Eifersucht. Respekt dem immensen Fleiß, so eine beeindruckende Vielfalt entsteht durch ein eng getaktes Leben! Man findet auch viel von Alltäglichkeit: einen Garten gleich neben dem Haus, hier wächst gutes Essen heran; vom Weintrinken und seinen Auswirkungen; von Mut, Verantwortung zu übernehmen; auch von Wegschauen, von Loslassen und am Ende: vom einfachen Leben in einem Haus mit dem Menschen, den man fürs Leben braucht. All das bietet er uns.
Und wenn das passiert, dann hat George Simenon im Herzen einen Platz gefunden. Dann kommen wie von selbst Respekt und Verehrung dazu. Alles davon nach Spurensuche und Kennenlernen seiner Lebens-Orte und -Menschen. Selber wächst man auch ein Stückchen, hat man doch ein bisschen mehr Empathie für andres Leben gewonnen.
So geht’s einem damit. In diesem Fall soll’s nun gut sein!
Danke, Georges Simenon!
Chapeau, Georges Simenon!
Lesen:
Georges Simenon (Marie-Jo Simenon): Intime Memoiren
Georges Simenon: Brief an meine Mutter
Non-Maigret-Romane
Sehen:
Die Katze (DVD) mit Jean Gabin und Simone Signoret
Hören:
G. Simenon: Chez Krull. Hörbücher, gelesen von Baron von Manteuffel-Szoege
